Ein paar Eindrücke von einem kurzen Trip nach Shenyang, der Hauptstadt der nordöstlichen Provinz Liaoning und das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum im Nordosten Chinas, die ich im Dezember 2017 besuchte.
Ich bin froh, die Möglichkeit dazu gehabt zu haben, denn spontan würde diese Gegend mir sicherlich nicht als Urlaubsregion in den Kopf kommen. Aber gerade wegen der Einmaligkeit habe ich jede Minute genutzt, um mich umzuschauen, bin Kilometer um Kilometer gelaufen - um meine Beine Abends unter der Dusche leicht abzukochen, damit die Verspannungen durch die ständige Bewegung halbwegs weg waren. Solche Märsche mache ich schließlich sonst nicht ;-)
10.12. Zwischenstopp in Beijing
Direktflüge gab es nicht, also flog ich zuerst einmal nach Beijing - wo ich im Mai 2017 bereits für ein paar Tage war.
Diesmal landete das Flugzeug nicht am anderen Ende der Stadt, sondern der Flieger war tatsächlich in 10 min. Am Gate *staun*, bei meinem ersten Trip nach China war das ganz anders ... Dafür hatte ich diesmal fast 8 Stunden Aufenthalt auf dem Flughafen. Das zählt definitiv zu Dingen, die die Welt nicht braucht. Nach Koffer einsammeln und wieder abgeben, fing ich langsam an, Zeit totzuschlagen. Nachdem einige Leute dort der selben Tätigkeit nachgingen, lag nacher überall entsprechend viel tote Zeit herum. :-p Macht aber nixx, denn der Flughafen in Beijing ist groß - wirklich groß und mit jeder Menge Personal bestückt, die die erschlagene Zeit schnell und leise weggeräumt haben. Allerdings kontrollieren sie einen auch, sobald man von einem in den anderen Bereich gehen möchte - ähnlich wie in einem Bienenstock mit Kontrollen zwischen den Waben.
Nach dem obligatorischen Austausch von Gastgeschenken mit der örtlichen Bank, suchte ich mir eine der zahlreichen Liegen in einer der Wartehallen und bereitete mich dort mental auf den Weiterflug vor.
Irgendwann gings dann in den nächsten Flieger. Die Flugzeuge für Inlandsflüge in China sind anscheinend nur für Personen bis Max 1.45 m gebaut - wenigstens in dieser Hinsicht haben die Chinesen mal den Umweltschutz mit in ihre Planung einbezogen, um kleinere und leichtere Flugzeuge zu bauen und so den Spritverbrauch zu senken.
Meine Knie finden das allerdings doof *autschn*
Immerhin gab es eine MicroTüte NussSnacks und eine 380 ml Flasche Wasser ... das Datum 2017-10-01 auf dem Snack war sicher das Abfülldatum ... *hoff*
Der Flughafen in Shenyang war dann schon ein ganzes Stück kleiner, fast überschaubar. Aber auch hier dauert so eine Abfertigung der eintrudelnden Passagiere fast ein Tierkreiszeichen lang … Irgendwann war ich dann doch im Hotel, warf einen Blick aus dem Fenster auf das Hotelrestaurant, schleifte mich noch kurz durch die Dusche und … ZZzzz...
11.12. Shenyang / Beiling Park / Zhaoling Tomb
Im Gegensatz zu Peking ist die U-Bahn in Shenyang sehr übersichtlich - eine Route von ost nach West und eine von Süd nach Nord ;o)
Aufgebaut sind dise aber genau so übersichtlich und logisch wie die Stationen in Peking - easy to use :-)
Mein erster Touri-Point war dann der Beiling Park mit dem Zhaoling Grab in der Mitte. Dieses Grab wurde für Kaiser Taizong (1592 - 1643) aus der Qing-Dynastie (1644-1911) und seine Frau erbaut.
Damit die Bäume nicht weglaufen, werden solche Parks in China brav mit einer Mauer umgeben und waren vermutlich früher auch eher *Verbotene Parks* zumindest für das Volk.
Der Park hat sogar einige Wasserflächen und trotz der eisigen Kälte gab es mehrere Grüppchen, die irgendwo herumstanden und gesungen haben. In der heutigen Zeit wird der Park als Erholungsgebiet genutzt, incl. Booten auf den Seen etc.
Das Zhaoling Grab (Beiling-Park)
Der Komplex um das Grab ist natürlich wieder mit einer Mauer geschützt. Die Gebäude darin sind so, wie man sie aus alten chinesischen Filmen kennt, recht Farbenfroh und mit Spitzdächern mit jeder Menge Verzierungen, Figuren und Symbolen. Rot ist in China traditionell die Farbe für Glück, Wärme oder Feuer, Ruhm und Kraft, daher ist sehr viel Rot mit im Spiel. Besonders die Fenster, Türen und Säulen sind in rot gestrichen. Für jedes Haus gibt es auch eine Tafel in Chinesisch und Englisch, in der die Funktion des Gebäudes erklärt wird. Sehr informativ für die Besucher und es lässt ein wenig erahnen, was dort früher so los war.
Aufgrund der Temperaturen von bis zu -20 °C waren recht wenige Besucher im Park ;-)
Nach der Besichtigung des Beiling Parks wollte ich mir noch ein wenig die Stadt selbst anschauen und fuhr mit der U-Bahn bis zum Olympischen Stadion, um von dort erst einmal zu Fuß wieder Richtung Hotel zu laufen
In einer der unzähligen Einkaufs-Malls suchte ich mir dann etwas zu Essen. Auf dem Bild, auf welches ich zeigte, sah es noch ganz gut aus … was ich dann bekommen habe, war eher Wackelpudding aus SojaSosse mit 5 Optionen. Auf dem Bild waren natürlich alle abgebildet. Im Schüsselchen war dann natürlich nur eine Option gelandet, der Versuch, es durch das beigelegte Tütchen Erdnüsse zu pimpen gelangt nicht ganz...
Dann lief ich durchs inzwischen dunkle Shenyang Richtung Norden, auf das Hotel zu und kam an ein paar recht bunt beleuchtete Häuser und Straßenzügen vorbei.
12.12. Sanhao Bridge / Shenyang by night
Da ich die Gelegenheit, mir Shenyang anzuschauen, vermutlich in diesem Leben nicht noch einmal bekomme, bin ich nach dem Kundentermin recht schnell wieder los und wollte mir die Sanhao Bridge anschauen, die mir auf Bildern aufgefallen war. Die Brücke noch mit Spiegelungen im Wasser einzufangen fiel leider aufgrund des komplett zugefrorenen Hunhe Rivers aus.
Auf dem Rückweg fand ich noch eine interessante Interpretation einer Gullideckelreparatur nach Chinesischer Art :-)
Auf dem Rückweg fand ich dann auch noch ein paar der kleinen Garküchen, die in Asien abends plötzlich an jeder Ecke auftauchen, und an denen sich die Einheimischen für wenig Geld diverse Snacks kaufen können.
Als Abendessen gabs es Sushi in einer Shopping Mall, die innen natürlich fein säuberlich mit Weihnachtsschmuck dekoriert war.
13.12. Donglin Park / Fuling-Grab
Am nächsten Tag fuhr ich früh mit dem Taxi zum Donglin Park im Osten der Stadt, um mir dort das Fulin Grab anzusehen. In China kann man ausnahmsweise sehr viele Bilder / Motive mittig fotografieren, weil hier alles so schön symmetrisch ist... Überall soll möglichst das Gleichgewicht zwischen Yin & Yang, Feng & Shui oder Ping & Pong gewahrt werden. Weil es passt, passen könnte - oder weil gerade niemandem etwas besseres eingefallen ist.
Sehr praktisch ist auch die Tatsache, dass die größeren Komplexe immer schon von Mauern umgeben waren - das erleichtert in der heutigen Zeit den Wegelagerern, ihre Häuschen für die Eintrittskarten strategisch gut zu platzieren. Wobei der Eintritt im Vergleich zu europäischen Sehenswürdigkeiten recht human waren.
Das Fuling-Grab (Donglin Park)
Die Grabanlage liegt etwas erhöht auf einem Hügel, der über eine Steintreppe mit Feng Shui behafteten 108 Stufen erklommen werden kann. Die Grabanlage ähnelt erstaunlicherweise sehr der des Zhaoling Grabes - was daran liegen könnte, dass der hier beigesetzte Nurhachi, (1559-1626), Gründer der Quing Dynastie (1644-1911), der Vater Kaiser Taizongs (1592 - 1643) war, der im Zhaoling Grab beigesetzt ist. Ich mag diesen Architekturstil ;o)
Nach dem Umherschlendern in der Grabanlage und dem umgebenden Park, lief ich Richtung Hunhe River, vorbei an einer kleinen Parkanlage, an der die Chinesen versucht haben, Schnee zu produzieren ... Obwohl der Hunhe hier deutlich breiter war, war er auch hier komplett zugefroren. Dem Dreck auf der Oberfläche zu urteilen auch schon eine ganze Weile.
Mit dem Taxi ging es dann noch in Richtung des Imperial Palace, da ich mir, nach den Erlebnissen in Peking, die Dimensionen ansehen wollte. Die Verbotene Stadt in Shenyang ist aber zum Glück wesentlich übersichtlicher als in Peking, daher beschloss ich, mir diese am letzten Tag anzuschauen und schlenderte nur daran vorbei.
Dafür schaute ich mir noch den Chang An Temple in der Nähe an - so ganz in Ruhe, weil dort sonst niemand war. Zum Glück am Schluss doch, denn der einzige Mönch in dem Tempel hat mir nachher eine Tür aufgemacht, damit ich raus konnte ;-)
Ich hab wirklich kein Problem damit, lokale Gerichte zu essen, aber ohne Chinesisch zu sprechen und niemanden zu finden, der zumindest ein paar Worte Englisch kann, macht die Auswahl leider sehr schwierig - zumal Bestellungen in den meisten Läden ähnlich verlaufen wie bei Subway … Wie in dem Fall mit dem Wackelpudding aus Sojasosse, kommen, wenn man sich zum Zeigen auf ein Bild entschlossen hat, erst einmal noch diverse Nachfragen, welche Kombination oder welche Option zu dem Gericht man gerne hätte. Dies über Zeichensprache zu regeln ist etwas mühsam
Nach dem 2. Sushi ging es dann über eine leicht farbüberladene Fußgängerzone Richtung U-Bahn. In den Nebenstrassen der Fußgängerzonen gibt es inzwischen weniger die kleinen transportablen Garküchen auf einem Wagen, sondern mehr eine Reihe an kleinen, fest integrierten Buden direkt an den Kaufhäusern, in denen die Snacks zubereitet werden. Sehr viele der Imbissstände grillen Hund / Katze / Maus an Holzspießen und verkaufen es an die Hungrigen. Immer noch besser als den ganzen Abend die Teller in einem halben Eimer Wasser zu waschen, wie ich es in Taipei beobachtet hatte.
14.12. Verbotene Stadt Shenyang
The Shenyang Imperial Palace Museum … gegenüber vom Imperial Palace, der als Verbotenen Stadt bekannt ist, weil er früher fürs Volk verboten war. Wobei bekannt eher auf die Verbotene Stadt in Peking zutrifft. Bis kurz vor meiner Reise nach Shenyang wusste ich von der Existenz der 2. Verbotenen Stadt in China auch nichts ;-)
The Shenyang Imperial Palace - gebaut ab 1625. In vielen Räumen sind sowohl rituelle, als auch Gebrauchsgegenstände aus der Qing Dynastie ausgestellt, um einem einen kleinen Überblick über das Leben damals zu zeigen. Sowohl an den Gegenständen, als auch vor jedem Gebäude sind Messingtafeln aufgestellt, um den Besuchern den Zweck des Gebäudes zu erklären.
Der Imperial Palace in Shenyang gilt als die Geburtsstätte der Qing Dynastie und ist daher in China nicht ganz unwichtig.
Schlicht und einfach: Das kaiserliche Klo
Palast und so - Jede Menge Höfe zwischen den Gebäuden, Wohnräume des Kaisers, seiner Konkubinen, und Gefolgsleute. Bei einem Teil der Gebäude kann man von aussen hineinschauen und die Einrichtung betrachten.
Wensu Pavilion - Die Bibliothek, in der sich Abschriften der Kaiserlichen Stammbäume befinden.
Die grüne Farbe bei Säulen und Fenstern hebt sich hier deutlich von der sonst vorherrschenden roten Farbe ab.
Rot ist in China traditionell die Farbe für Glück, Wärme oder Feuer, Ruhm und Kraft, hier wurden die Säulen, Fenster und Türen aber ausnahmsweise in grün gestrichen, als Zeichen für Ruhe, Hoffnung und Frische.
Einige Gebäude dienten nur zur Aufbewahrung von Kutschen oder Sänften. Andere wurden als kleines Theater genutzt oder waren Unterkunft für hohe Gäste.
Der Quingning Palace | Kaiserpalast und angrenzender Garten, in dem sich auch Gebäude für die Versorgung und Zubereitung von Lebensmitteln befindet, z.B. Getreidemühlen. Die Einrichtung des Kaiserpalastes ist für heutige Verhältnisse eher etwas spärlich.
The Dazheng Hall - das älteste Gebäude im ganzen Komplex. Hier beriet sich der Kaiser mit seinen Generälen oder hielt Zeremonien ab. Seitlich von der grossen Strasse, die vom Tor auf die Halle hinführt, befinden sich die 8 Pavilions der Anführer der 8 Banner.
The Chongzhen Hall - hier empfing der Kaiser fremde Abgesandte und diskutierte über Staatsangelegenheiten.
Die Kälte in Shenyang fühlt sich auch bei -16 °C bis -20 °C irgendwie gar nicht so kalt an wie in Europa. Dies dürfte daran liegen, dass dort eine sehr trockene Kälte ist, die nicht so durch die Klamotten zieht. Zwar war alles gefroren, was auch nur annähernd nach Wasser aussah, aber die Strassen waren die ganze Zeit kpl. trocken, da es überhaupt keinen Niederschlag gab. Sobald es etwas windig wurde, lag die gefühlte Temperatur dann aber schon im unangenehmen Bereich, aber zum Glück hatte ich genug richtig warme Kleidung dabei.
;o)